Nach drei Tagen im neuen zu Hause habe ich mich ganz gut eingelebt, kann mir die Namen aller Mitbewohner merken und bekaempfe langsam die Unsicherheit, alleine die Umgebung zu erkunden. Bei meinem "Orientierungsgespraech" mit Ingo Duarte von Iko Poran habe ich natuerlich viele gute Tipps in Sachen Sicherheit bekommen, das meiste davon wusste ich schon, aber es ist gut, das alles nochmal zu hoeren, speziell in Bezug auf diese Umgebung. Santa Teresa ist grundsaetzlich nicht gefaehrlich, aber man muss hier schon auf der Hut sein, denn Favelas sind rundherum und es kann immer passieren, dass man von Kindern oder Jugendlichen "angesprochen" wird, die mit einem Fingerzeig auf ihre Hosentasche (Messer oder so...) etwas Geld verlangen, das man ihnen einfach geben sollte.
Ansonsten ist Santa Teresa sehr idyllisch am Berg gelegen mit schoenen alten Haeusern, kleinen, kurvigen Strassen, bergauf, bergab, weshalb man auch unweigerlich jeden Tag gutes Training fuer die Beine hat. Nach meiner Orientierung mitIngo hat er mich noch nach Lapa am Fusse der Strasse nach Santa Teresa zur Bank mit Geldautomat begleitet und mir den Supermarkt gezeigt, damit ich meine ersten Einkaeufe (wir verpflegen uns selbst) machen konnte - wer mich lange kennt, weiss es schon: Pasta, Reis, Tomaten und Peperoni und natuerlich eine wunderbare Mango und ein paar andere Leckereien. Mit meinem ganzen Zeug bin ich den Berg bei etwa35 Grad zu Fuss wieder rauf... man gewoehnt sich dran. Mit den Bussen kann ich mich noch nicht so anfreunden, ehrlich gesagt habe ich immer ein bisschen Angst, irgendwo falsch zu landen, wo es unangenehm werden koennte. Aber das wird sicher mit der Zeit vergehen, wenn ich es erstmal ausprobiert habe.
Gestern Abend waren wir mit ein paar Maedels aus dem Haus - Anna aus Polen, Patricia aus Daenemark und Ameda aus Australien - bei einer Samba Reggae Tanzstunde in Lapa. Lapa ist tags wie abends ein lebendiger und lustiger Flanier- und Partystadtteil mit vielen Nachschwaermern in Restaurants und Bars und auf der Strasse. Hier ist man relativ sicher unterwegs, am besten in einer Gruppe, und muss nur ein bisschen auf seine Umgebung und seine Tasche achten. In einer Art grossen Garage, die aussieht wie eine Mischung aus Turnhalle und kleinem Musikclub, deren Tor zur Strasse geoeffnet ist, spielte eine grossartige "Bateria" (Trommelgruppe) mit etwa 10 Mann und unser Lehrer Paquinho tanzte mit seinem Co-Vortaenzer vorne weg (zur Strasse hin) und wir alle dahinter, mehr oder weniger synchron und fluessig mit ungefaehr 10 - 15 Maedels, der Grossteil sogar Brasilianerinnen. Es war ein Riesenspass, wir haben tiiiiierisch geschwitzt (immerhin waren es noch etwa 30 Grad) und waren nach einer Stunde Samba Reggae bzw. Afro Samba fast ohne Pause richtig platt, aber gluecklich. Es war wie auf einer Buehne zu stehen, denn draussen vor der Garage blieben natuerlich viele Flaneure und Touristen stehen, um uns zuzuschauen - so habe ich es gern... das wisst ihr ja ;) Die Bateria mit ihren vielen veschiedenen Trommeln war grossartig, Du kannst da auch einfach gar nicht stillstehen, wenn direkt hinter dir solche Rhythmen dich so laut und kraftvoll durchdringen- da fuehlst du das Leben in dir vibrieren...
Das war auch mein erster Ausflug bei Dunkelheit, auch so eine Sache, mit der ich mich noch arrangieren muss. Heute Abend gehen wir dann wieder zur Samba Stunde mit Paquinho...
Danach habe ich so gut geschlafen, wie noch keine Nacht hier. An die Hitze gewoehne ich mich jeden Tag mehr, im Moment ist es aber auch richtig heftig mit etwa 38 Grad zwischen 11.00 und 15/16.00h.
Da ich gestern mit Felipe, dem Gruender und Chef von Iko Poran, zur Bank fahren konnte und dann all meine Gebuehren, Spende und Unterkunft zahlen konnte, kann ich morgen auch mit meiner Arbeit am Ballett von Santa Teresa beginnen, einer Ballettschule fuer Kinder und Jugendliche aus den Favelas rundherum. Ich bin ganz schoen aufgeregt, Gott sei Dank ist das Ballett hier ganz in der Naehe und ich kann hinlaufen.
Heute ist ein Feiertag der Stadt Rio "Dia de São Sebastião" und wir werden wohl zum Strand gehen.
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