Mittwoch, 8. Mai 2013

Der Rest von Rio und über Frankfurt nach Chalkdikí...


Brasil – Frankfurt – Chalkidikí
Und auf einmal war ich wieder in Frankfurt, als wäre es eine Woche gewesen. Bei der Ankunft beinah schock-gefroren – von 32 in Rio auf 3 Grad in Frankfurt – habe ich mich umso mehr auf die Freunde gefreut, die mich am Flughafen und in meinem vorübergehenden Zuhause mit warmen Umarmungen begrüßt haben.
Aber zunächst nochmal zu den letzten vier Wochen in Rio. Es war weiterhin sehr anstrengend, aber auch erfüllend. Die Volunteers zwischen 18 und 66 Jahren haben mich und meine Kollegen Zac und Vivi immer auf Trab und in Atem gehalten. Dazu kamen einige Klagen von denen, die in einer Art Übergangsunterkunft waren, die eigentlich gar nicht unserem Standard der Unterbringung entsprach. Irgendwie konnten wir letztendlich alle in unseren anderen zwei Häusern unterbringen, so dass dann doch noch alle wieder zufrieden waren.
Ich selbst bin noch zweimal umgezogen, nachdem ich in meiner Unterkunft in Ipanema wieder „gebeten“ wurde, für ein paar Tage in eine etwa 4 m² Zimmerchen zu ziehen – und das mit all meinen Sachen aus einem großen Koffer, großen Rucksack, eine Sporttasche und eine Laptoptasche… So hat mich dann eine liebe deutsche Freundin, die schon eine Weile in Rio lebt, bei sich aufgenommen. Dort hatte ich in der unerwartet riesigen Wohnung mit schöner Dachterrasse auf einmal ein 5*-Zimmer mit eigenem Bad und Balkon – für umsonst, einfach für nur herzliche Dankbarkeit – danke, Kerstin, für die schönen letzten zwei Wochen mit einem Blick auf Copacabana auf der einen und Arpoador auf der anderen Seite.
So langsam habe ich dann auch meine Arbeitstempo herunter gefahren, habe ganz bewusst diese letzten Tage, von denen die allerletzten fünf ganz ohne Kopf voller Dinge, die noch zu tun oder zu lösen waren, erlebt. Und dabei noch einige richtig liebe und feine Menschen getroffen, neue Freunde gefunden und viel Spaß gehabt. Auch die manchmal sehr nervende Unorganisiertheit, die ständigen Verspätungen, warten auf Busse, kleine Hürden und das ganze wuselige Durcheinander in Rio waren dann nicht mehr so entnervend. Und ich habe mich dann auch schon ganz entspannt auf Griechenland und meine neue Aufgabe eingestimmt.
Aber dazwischen war ja noch Frankfurt und die Freunde dort und meine Familie in Schwerte. Am 4. April kam ich nach einem schönen überraschend fast tränenlosen Abschied von Rio und zwei relativ entspannten Flügen Rio – Lissabon – Frankfurt für 17 Tage wieder im kalten Deutschland an. Meine liebste Pilar und ihre Tochter Paula haben mich wieder bei sich aufgenommen, eine schöne kleine Mädchen-WG mit gemütlichen Abendessen und Frühstücken. Die Zeit war eigentlich viel zu kurz, aber ich habe viele gute Freunde treffen können, meine restlichen Sachen in einer Lagerbox verstaut und mich gut auf Griechenland vorbereitet.
Schön waren die zwei Tage mit der Familie in Schwerte und all die Frühstücke, Kaffees und Abendessen und Vinos mit den Freunden in Frankfurt.
Es war aber auch schon irgendwie komisch, jetzt zurück zu kommen wissend, dass ich keine eigene Wohnung mehr habe, nur auf der Durchreise zum nächsten Ort und Job bin. Aber das Gefühl von Freiheit ist auch wunderbar, keinen Ballast von Dingen und Klamotten, die man größtenteils nicht wirklich braucht, mehr zu haben und ganz frei entscheiden zu können, wann und wo es als nächstes hin geht, lebt sich immer besser. Ich bin sehr dankbar für all das, was ich erlebe und habe.
Und dann war es schon wieder Zeit, mich wieder zu verabschieden. Natürlich war ich auch diesmal ziemlich aufgeregt, als es am 21. April endlich wieder losging. Neue Koffer gepackt, habe ich Sonntags morgens am Frankfurter Flughafen meinen neuen Kollegen Michi kennen gelernt und bin mit ihm und Katja, die uns in unsere neuen Jobs einarbeiten sollte, nach Thessaloniki auf Chalkidikí, Griechenland geflogen.
Hier sind wir nun also in der wunderschönen Hotelanlage „Likithos“ http://www.vamos-reisen.de/likithos.html angekommen, wo wir uns die nächsten 6 Monate um deutsche Familien mit vielen Kindern kümmern werden: Michi als Programmchef verantwortlich für Sport, Ausflüge und Familienaktivitäten und ich als Reiseleiterin verantwortlich für alles drum herum, viele Fragen und zufriedene Gäste. Dazu sind dann noch zwei Kinderbetreuerinnen gekommen: Mara und Catherin, die sich etwa 30 Stunden pro Woche liebevoll und kreativ um all die kleinen Gäste kümmern. Der Reiseveranstalter vamos, für den ich hier im Einsatz bin, hat das ganze Hotel Likithos mit etwa 110 Betten gepachtet und ist an vielen anderen schönen Zielen in Europa auf schönen Urlaub für Familien mit Kindern spezialisiert. Allerdings nicht im Stil von Club Med oder Aldiana mit „Animation“ und Ganztagsbespaßung, sondern mit wirklich schönem Programm für Eltern und Kinder und die ganze Familie, kreativ, inspirierend und entspannt und das alles an Orten weiter weg vom großen Tourismus und in privat geführten Häusern. All Ihr Eltern mit den kleineren Kindern, das solltet Ihr Euch mal anschauen: http://www.vamos-reisen.de/startseite.html
Chalkidikí oder auch Halkidiki ist eine wunderschöne Halbinsel mit drei „Fingern“ und wir sind hier auf dem mittleren, der heißt Sithonía und ist nicht so sehr touristisch http://www.halkidiki.com/deutsch/sinfo_d.htm. Wunderschöne Landschaft, türkisblaues Meer und unser Hotel direkt davor, so dass man morgens gleich hinein springen kann.
In der ersten Woche hat uns Katja in alles eingeführt, uns die wichtigsten Wander- und Radtouren gezeigt und was wir hier noch alles so wissen müssen erklärt. Das war eine sehr aktive Woche und ich bin eigentlich zum ersten Mal in meinem Leben gewandert und gleich zweimal. Sicher werde ich keine ausdauernde Wanderin, aber hier in diesen Wäldern und Olivenhainen rundherum war es doch richtig schön und das Gekraxel über Felsen und Ziegenpfade hat Spaß gemacht und wurde mit wunderschönen Aussichten belohnt.
Am 27. April ist Katja dann wieder abgereist und hat uns unseren neuen Aufgaben überlassen. Am selben Tag kam unsere auch unsere erste Gastfamilie an, alle waren sehr aufgeregt und standen bei der Begrüßung bereit, ich habe meinen ersten Hotelrundgang gemacht und mich über die strahlenden Gesichter gefreut, die ich beim ersten Ausblick zum Pool und Meer zu sehen bekam. Erster kleiner Test bestanden. Jens und Vanessa mit Carole, Daphnée und Ariane waren gut gelandet und konnten uns 4 Tage lang exklusiv beanspruchen. Eine Familie war gut zum Einstieg, die nächsten kamen im Laufe der ersten Woche an und inzwischen sind es sieben, morgen kommen noch fünf hinzu und es werden jede Woche mehr. Bisher sind alle sehr zufrieden, haben Spaß und genießen viel Sonne, Pool und Strand. Alles läuft hier sehr persönlich ab von der Begrüßung bis zur Verabschiedung, gekünstelte Förmlichkeiten braucht man nicht, alle duzen sich, sind freundlich und ich habe auch keinen offiziellen „Reiseleitertisch“ mit Sprechstunden, wie man es sonst aus den Touristenhochburgen kennt. Ich bin einfach da, spreche oft mit allen Gästen, beantworte ihre Fragen jederzeit, wir essen im selben Restaurant vom selben Buffet und man tauscht sich über vieles aus, am Pool oder abends an der Beachbar.
Meine Kollegen sind großartig. Mit Michi, Mara und Catherin fühlt es sich an wie eine kleine Familie, wir essen immer zusammen, sind schon ein gutes Team und ein bisschen Freunde geworden. Michi, Mara und ich bleiben bis zum 3. November hier, Catherin bis Juni, dann kommen noch ein paar andere Kinder- und auch Jugendbetreuer für die starken Monate Juli und August. Ich glaube wir werde hier noch eine tolle Zeit zusammen haben, wenn es auch sicher noch etwas stressig hier und da wird, glaube ich, dass es bestimmt immer Spaß machen wird und wir uns gegenseitig in schwierigeren Zeiten unterstützen werden.
Der Gastgeber und Hotelbesitzer ist Gregorios, ein sehr freundlicher und warmherziger Mensch, der uns bei unserer Arbeit hier sehr unterstützt. Das griechische Team ist supernett und wir haben schon so manchen Abend bei Wein und Ouzo gemeinsam verbracht. Mit Yannis, Alexis, Filió, Clement, Renate, Nedim, Keti, Eleni und diversen Katarinas werden wir nun die nächsten sechs Monate zusammen arbeiten und sicher auch viele Male das ein oder andere feiern… Es gibt immer einen Grund für Wein und Ouzo und wenn es nur ein voller Bauch ist, was bei dem üppigen Abendessen eigentlich immer der Fall ist. Erstaunlich, was sogar ich hier so vertragen (trinken) kann und mir schmeckt sogar der weiße Retsina…
Heute war mein erster freier Tag und es gab zum ersten Mal seit wir hier sind Wolken und Regen… haha. Aber es war trotzdem ein wunderschöner und entspannter Tag für mich. Ich bin sehr sehr dankbar, dass ich all dies sehen, tun und erleben kann, die Menschen, das Land und diesen Job, der mir sehr viel Spaß macht. Ich bin dankbar, dass ich so vieles mache, wovon ich träumte, woran ich immer mal gedacht habe und es dann auf den Weg bringen konnte. Diesen Weg verfolge ich weiter und es fühlt sich gut an… das nächste Stück zeichnet sich schon ab, es ist in meinen Gedanken und ich habe angefangen darüber zu sprechen. Der Ruf aus einem anderen Land ist schon zu hören.
Aber nun bin ich erst mal ganz in Griechenland und freue mich auf einen schönen und spannenden Sommer auf Chalkidikí im Likithos.
JASSAS!!!!






Sonntag, 10. März 2013

Ein wunderbares Silvester, viele Menschen und dann auch noch Karneval...


Wie soll ich es sagen? Es sind drei Monate vergangen seit meinem letzten Blogeintrag, die Tage und Wochen sind ab Anfang Januar in einem solchen Tempo an mir vorbei geeilt, dass ich manchmal kaum hinterher gekommen bin. Ich werde hier jetzt keinen detaillierten Bericht dieser drei Monate abgeben, aber ein paar Dinge, die mir so einfallen, möchte ich gerne erzählen.

Da war also zunächst Weihnachten, auch hier am 24. Heilig Abend und am 25. Dezember Weihnachtstag, aber nur einer. Das schönste für mich ist, dass es so warm ist und ich mich nicht in dicke Klamotten packen oder in einer durchgeheizten Wohnung hocken muss. So habe ich dann den Heiligabend mit den Volunteers im Volunteer Haus bei einem schönen Truthahnessen auf der Dachterrasse verbracht. Bei 31 Grad – abends und nachts. Und das war sehr schön, entspannt und wir hatten viel Spaß mit einer erfundenen Wichtelvariante, so dass auch jeder ein kleines Geschenk bekommen hat.

Am Abend des Weihnachtstags, hat die Stadtverwaltung für 7 Millionen Real Stevie Wonder am Strand der Copacabana spielen lassen, gratis für alle Besucher. Als Vorprogramm und später auch in Stevie’s Show trat Gilberto Gil, einer der berühmtesten brasilianischen Sänger, auf. Beide hatten auch ihre Kinder mitgebracht, es haben dann auch noch alle gemeinsam gesungen, also so richtig schön wie es zu Weihnachten sein soll, alle haben sich lieb… Ich war dort mit einigen Freunden, wir hatten viel Spaß und diese Open Air Veranstaltungen hier am Strand sind einfach immer großartig, weil es immer warm ist und die Menschen fröhlich und es insgesamt immer sehr friedlich zugeht.

Und dann Silvester, eines meiner absoluten Highlights. Es war ein toller, wunderschöner, ganz entspannter, superlustiger und harmonischer Abend mit 11 Menschen aus Brasilien, Uruguay und Deutschland. Wir alle haben uns am späten Nachmittag im Apartment der Großmutter einer Freundin im Stadtteil Botafogo getroffen. Es wurde Essen vorbereitet, Drinks gemixt, Blumenhaarschmuck gebastelt und dann haben sich nach und nach alle hübsch gemacht. Und es war so eine fröhliche, entspannte Stimmung, gesprochen wurde portugiesisch, englisch, spanisch und deutsch. Das Essen sollte um 21h stattfinden, aber wir sind ja hier in Brasilien, das heißt, wir haben letztendlich erst um etwa 22.15h gegessen und haben den Weg zum Strand von Leme (neben Copacabana) halb rennen müssen, um noch in 2012 dort anzukommen. In sensationellen 35 Minuten haben wir die ungefähr 2-3 km zurückgelegt, zwischendurch haben wir uns immer wieder gezählt, und sind um 23.55h angekommen, gerade noch rechtzeitig, um einen schönen Platz zu finden, wo wir uns alle um 0.00h in die Arme fallen konnten mit den besten Wünschen für 2013. Es gab ein etwa 18-minütiges fantastisches Feuerwerk entlang der ganzen Copacabana, aber das kennt man ja aus dem Fernsehen. Wenn man da so steht und schaut, ist es für 5 Minuten wirklich toll, aber nach etwa 10 Minuten spätestens denkt man, dass es doch jetzt reicht und was man mit diesem in die Luft geblasenem Geld hier alles bewegen könnte… Nun gut, es war trotzdem schön, wir haben ein paar Stunden getanzt, getrunken und sind über Wellen gehüpft und haben die Meeresgöttin Yemanja bejubelt, um ihr zu danken und Wünsche an sie zu richten. Ich war in dieser Nacht mit wunderbaren Menschen zusammen, die ich größtenteils gar nicht oder kaum vorher kannte, aber alle waren wir uns doch nah, alle haben diese Harmonie und die ganz stark verbindende Energie gespürt, jeder hat es irgendwie bemerkt. Es war wohl eine der allerschönsten Silvesternächte meines Lebens, ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke und ich bin sehr dankbar, Marina, Laura, Moreno, Mauri, Diego, Carlos, Juan, Augusto, Priscila und ganz besonders meine allerliebste Lisa!!!

Nach Neujahr hatte ich noch zwei Tage zum Durchatmen vor der absoluten Sommerhochsaison in Rio und damit auch für uns: Am 3.-5. Januar erwarteten wir 18 neue Volontäre an einem Wochenende. Da meine Kollegin Viviana zu der Zeit noch im europäischen Urlaub war, hatte ich den ganzen Empfangsspaß fast alleine abzuwickeln. Bis auf ein paar kleine Wehwehchen von etwas überwältigten jungen Volontären ist aber alles ganz gut gelaufen, alle wurden ordnungsgemäß in alles eingewiesen und innerhalb der ersten Woche alle auf ihre Projekten platziert. Hilfe hatte ich dabei von einem Kollegen, der ab und zu mal einspringt bei Platzierungen, wenn es zu viele werden. Ha, und hier kommt mir natürlich auch meine, hier immer als „typisch deutsch“ benannte, effiziente Vorbereitung und Organisation solcher Angelegenheiten zu Gute. Wenn man gut vorbereitet ist, gut plant und ein paar Tage vorher schon an alles denkt, lässt sich dann auch alles leichter abwickeln und durchführen. Da darf dann auch mal was unvorhergesehenes passieren, darauf kann man dann auch leichter reagieren.

Die darauf folgenden Wochen bis Ende Januar hatten wir dann jedes Wochenende noch weitere Neuanreisen. Meine Kollegin Vivi war zwar wieder zurück, hat sich aber nach ihrer ersten Woche bei einem blöden Motorradunfall ihr Bein derartig verbrannt, dass sie über zwei Wochen nur zu Hause bleiben konnte. Und gerade sie ist eigentlich immer viel auf unseren Projekten unterwegs. So musste ich also das meiste selbst machen. Will heißen, Volontäre auf Projekte platzieren, 1-2mal die Woche in den mittlerweile drei Gästehäusern, wo alle wohnen, nach dem Rechten schauen und präsent sein, kleinere, mittlere und manchmal größere Probleme mit oder für Volontäre lösen, die in allen Bereichen mal auftauchen (Projekt, Haus und Kommunikation) und zwischendurch noch ein Filmteam betreuen. Jede Woche gibt es jetzt auch einen Abend, wo sich alle in der Bar do Gomes in Santa Teresa treffen, um sich kennen zu lernen und Erfahrungen aus zu tauschen, denn wir haben für über 40 Volontäre keinen Ort, um gemeinsam über alles Mögliche zu sprechen. Ich liebe diesen Job, deshalb habe ich wohl auch irgendwie all die nötige Energie dafür aufbringen können, das alles fast allein zu schieben, aber alles ist letztendlich supergut gelaufen, alle waren zufrieden und mein Chef Felipe, der selber ein Restaurant betreibt und deshalb mir das ganze Management der Organisation überlässt, möchte, dass ich für immer bleibe… Ein sehr schönes Kompliment und ich hätte das gerne in Betracht gezogen, aber… dazu komme ich später.

Dann kam der Karneval.
Plötzlich ist die Stadt voller Menschen, noch mehr Menschen…. Es wird überall auf den Straßen gefeiert, es gibt ab Januar schon Umzüge, sogar die Proben der Bands und Baterias (Trommelgruppen) sind öffentlich und nichts läuft mehr normal je näher der Karneval kommt. Man kann also nirgendwo mehr hingehen oder hinfahren, ohne auf einen „Bloco“ (Straßenkarneval) zu treffen. Es gibt schöne und wirklich lustige Blocos, wo man einfach Spaß hat, es friedlich zugeht und man nicht beklaut wird. Ganz schlimm sind die an den Stränden von Copacabana und Ipanema, wo so viele Bekloppte sich besaufen, überall hinpinkeln und kotzen und es einfach ekelhaft ist. Und da wird man dann auch beklaut, also nicht ich, aber viele viele Touristen, die sich dort auch als solche zur Schau stellen. Ok, jeder soll seinen und ihren Spaß haben, ich fand es einfach blöd, dass ich wochenlang nicht an den Strand in Ipanema gehen konnte. Irgendwie ist die Stimmung dann auch aufgeheizt und angespannt in der ganzen Stadt. Man kann sicher sein, dass viel mehr Taschendiebe und andere Kleinbanditen in der Stadt unterwegs sind und die diese Zeit für gute Geschäfte nutzen, leichtsinnige, betrunkene und unbedarfte Touristen auszurauben.

Gerne wäre ich dem Ganzen entflohen, aber ich musste hier bleiben für eventuelle Zwischenfälle bei den Volontären, wo ich dann hätte helfen müssen. Aber glücklicherweise waren alle brav, niemand ist verloren gegangen oder wurde verletzt, auch dank unserer langen Liste von wichtigen und guten Hinweisen zum Verhalten in Rio zum Karneval… Ich habe dann zwei Tage mitgefeiert auf zwei großartigen Blocos und war im Sambódromo. Das war schön, wir hatten viel Spaß, aber bei dieser Hitze von 38 Grad ist man auch ganz schnell sehr erledigt. Ich war froh als der Zauber endlich vorbei war, was sich allerdings dann auch noch bis zum Sonntag nach Karneval hinzog, und man sich wieder frei und entspannt in der Stadt bewegen konnte.

Meine Wohnsituation hat sich inzwischen auch wieder verändert. Nach 2,5 Monaten bei einer jungen alleinerziehenden Mutter in Santa Teresa, die ihr Apartment zu Karneval an so viele Leute vermietet hatte und dann auch noch ab Ende Januar selber dort mit ihren zwei Kindern wohnte, dass wir insgesamt zu acht dort waren, habe ich meine Koffer gepackt und bin wieder nach Ipanema gezogen. Hier bin ich jetzt seit drei Wochen bei einer Freundin untergebracht, die aber auch eine ordentliche Miete von mir verlangt. Das ist hier in Rio sowieso unglaublich teuer geworden und man sollte auch nie damit rechnen, dass man bei Freunden billiger wohnen kann. Die Carioca machen jetzt richtig Geld mit allen freien Zimmern, die sie haben. Manchmal ist das echt unverschämt. Und mit der WM 2014 und der Olympiade wird das hier alles noch mehr explodieren. Da wird einem echt schlecht… Mein 10m² Zimmerchen hier in Ipanema in einem Apartment im letzten Block, im 19. Stockwerk, immer heiß, soll BR 2.000 monatlich kosten, also etwa € 780,- …. Viel teurer als in Frankfurt und die vermieten hier sogar ihre „Empregada-Zimmerchen“ (für die Hausangestellte), meist ohne Fenster und maximal 6m² mini für über € 300,-. Überhaupt ist alles um etwa 15 – 20% teurer geworden und es geht lustig weiter, gerade wurden die Buspreise wieder um 10% angepasst…

So, was habe ich noch gemacht?
Den deutschen Herrn Generalkonsul in Rio zu unserem Projekt Nova Chance gebracht, wo man jetzt über eine Zusammenarbeit redet. Ein Filmteam von Worldnomads betreut bei ihren Aufnahmen bei unseren Projekten. Volontäre zu Ärzten begleitet. Weinende Volontäre wieder auf die Spur geschoben. Viel Eis gegessen. Unter einem Wasserfall in einer Höhle geduscht und barfuß im Dunkeln durch den Regenwald von Rio spaziert. Gefühlte 20.000 km zu Fuß und 80.000 km mit Bussen zurückgelegt. Viel geschwitzt. Im Meer gebadet. Sonnenuntergänge am Arpoador genossen. Viel Spaß gehabt.

Sehr schön war das Wochenende in Trindade, ein Örtchen mit ein paar wunderbaren Stränden, etwa 200 km von Rio entfernt. Da habe ich 2 entspannte schöne Tage am Strand verbracht und wäre am liebsten geblieben. Die Stadt Rio laugt einen oft sehr aus und man muss hier ab und zu mal raus, um zu sehen, wie schön Brasilien und die Gegend hier eigentlich ist. Ich bin oft sehr erschöpft vom vielen Busfahren, rumlaufen, Hitze, dreckige Luft und überall Lärm… Carioca sind auch oft unglaublich laut. Hier gibt es immer irgendwas, das nicht funktioniert, man wartet oft und lang und überall auf irgendwas oder irgendwen…. Aber ich weiß, wenn ich zurück in Europa sein werde, wird mir dieses Gewusel auch fehlen, denn es hetzt hier auch keiner und das macht einen mit der Zeit geduldiger und man hat in Deutschland irgendwie das Gefühl, dass es doch alle mit der Schnelligkeit und Ungeduld, wenn mal was nicht gleich flutscht, total übertreiben.
Ich gebe zu, ich bin schon oft sehr erschöpft, könnte ab und zu selber mal jemanden brauchen, der sich um mich kümmert. Aber ich bin glücklich und dankbar hier zu sein und das zu tun, was ich tue. Ich treffe jede Woche neue und interessante junge, aber auch ältere Menschen aus aller Welt, unsere Volontäre, die hierher kommen und größtenteils ernsthaft helfen wollen, manche die Welt in zwei Wochen verändern, was ja nicht geht, aber der Wille zählt, und dann all die Menschen mit denen ich zusammen arbeite… ihr seid großartig! Ich sehe hier Menschen sich persönlich entwickeln, nehme daran teil, versuche, Ihnen dabei Orientierung zu geben, zu helfen und ein paar gute Dinge mit auf den Weg zu geben.

Diese Zeit hier ist ein wunderbares Stück meiner Reise.

Anfang April fliege ich nach Deutschland zurück, wo ich nur kurz sein werde, um ein paar Dinge zu organisieren und zu regeln und vor allem, meine Familie und Freunde, die ich natürlich oft vermisse, zu sehen und zu umarmen. Danach habe ich für 6 Monate eine neue Aufgabe als Reiseleitung in einem Familienhotel in Griechenland, worauf ich mich sehr freue.

Ich liebe mein Leben. Ich lebe einen Traum.

Bis bald, eine Riesenumarmung aus Rio, 1000 beijinhos!!!

Und noch die paar Fotos:
Heiligabend Drinks

Heiligabend Gruppenfoto

Heiligabendessen...
Stevie Wonder Konzert mit Dani und Michi

und der Rest der Gruppe vor dem Konzert

Stevie...
Silvester am Strand...

mit der wunderbaren Lisa...

und den wunderbaren neuen Freunden!
mit Mauri und Diego in Santa Teresa
entspannte Füße, endlich...

enspanntes Essen und Drinks...

Praia......

mein Wunsch Zuhause...

ich weiß immer noch nicht, wie man es dreht...