Dienstag, 25. Mai 2010

Rio 2010, die 2. – eine etwas unorganisierte Anreise, Zimmer mit Aussicht und schönes Wetter im Winter

Nun bin ich also wieder hier, Rio de Janeiro, im wunderschönen Santa Teresa.

Wie aufgeregt ich war, vielleicht nicht mehr als im Januar bei der ersten Runde, aber irgendwie anders. Diesmal ging der Flug über Paris, zuerst mit Air France, die nicht bereit war, meinen zweiten Koffer ohne Bezahlung einzuchecken. Zack, gleich mal € 55,-- hingelegt… In Paris angekommen musste ich von Terminal 2 zum Terminal 1 fahren. Eine freundliche Ansage im Shuttle wies an jeder der vier Haltestellen darauf hin, keine Gepäckstücke im selben zu vergessen, was an der zweiten einen mittelschweren Schweißausbruch bei mir hervorrief, da es mich darauf aufmerksam machte, dass mir bereits ein Gepäckstück fehlte, das ich im Flieger vergessen hatte: mein allerliebstes neues Laptöpchen. Ich entschied mich nach kurzem hin und herdenken, erstmal zum Terminal 1 zu fahren. Dort haben mir die freundlichen Damen an der Info glücklicherweise gleich mit zwei Telefonaten geholfen und eine knappe Stunde später kam ein Air France Mensch, der mir mein Laptöpchen zurückbrachte. Fast hätte ich ihn umarmt und geknutscht, ich glaube, er hat sogar ein bisschen darauf gewartet, aber ich habe es dann doch bei einem herzlichen Dankeschön mit einem glücklichen Lächeln belassen.

Nach dieser ersten Aufregung war ich noch aufgeregter als vorher. Die restlichen zwei Stunden bis zum Abflug mit TAM Brasil hatte ich Besuch von Thaís, einer Freundin aus Rio, die gerade in Paris Urlaub macht. Das fröhliche Wiedersehen hat mich ein wenig abgelenkt, aber ich hatte noch immer das kaum abstellbare mulmige Gefühl wie vor jedem Flug. Aber wer reisen will, muss sich darüber hinwegsetzen und letztendlich habe ich sogar einige Stunden geschlafen und der Flug war relativ ruhig.

Mit einer Stunde Verspätung landete ich um 6.00h morgens in Rio und wurde dort von einem Fahrer von Iko Poran, die Organisation, für die ich nun arbeiten werde, in Empfang genommen. Es war ein wunderschöner sonniger Morgen und ich etwas ungläubig, aber glücklich wieder hier zu sein. Leider hatte ich etwas entscheidenden vergessen: die Adresse meiner Unterkunft in Santa Teresa. Die Straße wusste ich ja noch, aber bei der Hausnummer war ich schon unsicher und die Apartmentnummer hatte ich nie gewusst… Da standen wir also in der Rua Oriente und das einzige, das ich wusste, war, dass das Gebäude nur etwa zwei Häuser von unserem Büro entfernt war. Ich dachte, irgendwer wird Denise, die junge Frau, bei der ich jetzt wohne schon kennen… leider falsch gedacht. Da es nach einer halbe Stunde hin und herfahren etwas nervig für den Fahrer war, habe ich mich schließlich erstmal im Casa Amarelinha, meine Unterkunft beim ersten Mal in Santa Teresa, absetzen lassen. Glücklicherweise ließ sich Ailton, der nette Hausmeister, auch schon um 8.30h aus dem Bett klingeln und freute sich sogar mich zu sehen. So konnte ich dann auch in meinen E-Mails nach Denise’s Telefonnummer suchen, um ihr eine SMS mit den entscheidenden Fragen nach Haus- und Apartmentnummer zu schicken. So kam ich gegen 12.00h mittags endlich in der Rua Oriente 314, Apt. S205, an, wo mich Denise, zwar mit schlimmem Kater von der Samstagnacht, aber sehr herzlich in Empfang genommen hat. Im Laufe der ersten Stunde krochen aus verschiedenen Schlaflagern noch Julien und Josua und ich fühlte mich gleich wie mitten drin im Leben von Santa Teresa und seinen teilweise lustig schrägen Einwohnern. Das Apartment ist klein, aber ganz hübsch. Es ist einigermaßen sauber, könnte aber mal eine gründliche Renovierung gebrauchen, besonders in Küche und Bad. Mein Zimmer hübsch eingerichtet mit einer großen Matratze, einem Sessel und einer Minicouch und Minikommödchen. Ein Schrank fehlt, aber ich habe meine Koffer einfach umfunktioniert. Alles in allem kann ich es hier gut aushalten, da meine Ansprüche hier sowieso von vornherein viel niedriger sind. Sehr schön ist die Aussicht ins Tal von Santa Teresa und auf die Christus Statue auf dem Corcovado. Meine Vermieterin Denise ist eine ganz herzliche und liebliche junge, alleinerziehende Mutter einer 3-jährigen Tochter, Vitoria, auch ein liebliches kleines Mädchen. Denise hat selbst eine „NGO“ (Nicht-Regierungs-Organisation) und organisiert kleine Filmprojekte mit den Kindern und Jugendlichen in einigen Favelas.

Am Nachmittag habe ich mich gleich auf den Weg nach Ipanema gemacht. Dort habe ich meine letzte Vermieterin und mittlerweile auch gute Freundin Danielle getroffen. Ein Kurzfilm im Kino von Laura Alvim, danach ein schöner Spaziergang am Strand von Ipanema bis nach Leblon, ein kurzes Abendessen mit lustigem Mädelsgeschwätz mit Dani und dann mit dem Taxi wieder zurück nach Santa Teresa. Nach einem Stündchen Quatschen mit Denise fielen mir die Augen um 22.00h (3.00h deutsche Zeit) zu und ich bin trotz einer lauten „Baile Funk Party“ in der Favela hinter unserem Haus gleich eingeschlafen.

Heute war dann mein erster offizieller Arbeitstag als „Volunteer Coordinator“ bei Iko Poran. Die Wiedersehensfreude war groß und nicht nur, weil ich ein paar süße Leckereien wie die von Ingo (mein Kollege) heißersehnten Mozartkugeln und zwei Großpackungen Hanuta dabei hatte. Es fühlte sich so gut an, hier so herzlich wieder empfangen zu werden. Felipe (der Chef) ist nun eine Woche vor seiner Abreise nach Südafrika, wo er selbst als Volontär bei der Fußball WM helfen wird, total aufgeregt. Während seiner Abwesenheit werde ich mich zusammen mit Ingo um unsere Volontäre kümmern, sie in Empfang nehmen, ihnen bei der ersten Orientierung zur Seite stehen, sie auf ihren zugewiesenen Projekten einführen und alles drum herum organisieren und koordinieren. Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben und hoffe, dass ich den Erwartungen – Felipe’s und auch denen an mich selbst - gerecht werden kann.

Kurz zum Wetter: der Herbst und Winter in Rio ist in etwa wie der deutsche Sommer, wenn Sommer ist. Komisch ist für mich, dass es bei gefühlten Sommertemperaturen zwischen 20 und 30 Grad doch so früh dunkel wird, wie bei uns im Winter, etwa 17.30h. Man kann aber immer noch schön den Strand genießen, eben nur kürzer als im Sommer, weil weniger Sonnenstunden. Es lässt sich also sehr gut aushalten….

Soviel für heute. Nächste Woche gibt es sicher wieder mehr und über spannenderes als vergessene Laptops, Zimmeraussichten und Wetterinformationen zu berichten.