Montag, 25. Januar 2010

Strand, Samba da Rua, 37 Kinder und ein Ueberfall

Einige Tage sind nun vergangen und ich habe einiges erlebt. Erstmal die schlechten Nachrichten: Am letzten Mittwoch Abend auf dem Heimweg nach der Sambastunde wurde ich mit zwei anderen Maedels aus meinem Haus ueberfallen. Zwei junge Maenner auf einem kleinen Motorrad hielten neben uns an, einer stieg ab und befahl uns leise, aber bestimmt, nicht zu schreien und ihnen Geld, Mobiltelefone und Kameras zu geben. Ich habe gleich meine kleinen Scheine abgegeben und dass ich kein Handy dabei hatte, wollte mir der Bursche nicht glauben und hat daraufhin meine Hosentaschen durchsucht und noch einen kleinen Geldschein gefunden. Meine Freundin Rita hatte leider relativ viel Geld, ihre Kreditkarte und Handy, alles in einer Tasche dabei und war natuerlich alles los. Dann haben sie uns angeschrien, wieder in die andere Richtung zu gehen und uns nicht umzuschauen, damit sie ungesehen abhauen konnten. Das war schon ein grosser Schock und wir waren froh, als wir wieder zu Hause waren. Nun wird auf jeden Fall mit Einbruch der Dunkelheit nur noch Bus oder Kombi gefahren, es ist billig und man kommt sicher bis vor die Haustuer.

Inzwischen habe ich das Ganze gut verdaut, bin noch etwas vorsichtiger geworden, aber nicht mehr so aengstlich. Unsere Organisationschefs Felipe und Ingo haben sich ganz lieb um uns gekuemmert. Donnerstags war ich dann auch das erstemal bei meinem Ballett Projekt und habe die Leiterin Vânia kennengelernt.Wir haben zusammen mit einer weiteren Helferin, Geisa, einen Plan fuer die naechsten 2 Wochen gemacht. Im Moment sind noch Ferien und daher machen wir mit einem Teil der Gruppe ein paar kleine Exkursionen. Das Ballett ist zur Zeit in einem Raum des Centro Cultural Laurinda Santos Loboin Santa Teresa untergebracht, da das eigene Gebaeude nach einem heftigen und langen Regenguss mal zusammengebrochen ist. Nun wird ein neues gesucht, was nicht so einfach ist. Das Kulturzentrum befindet sich in einem wunderschoene, alten Gebaeude aus dem Jahr1907 und wurde 1979 nach einer Renovierung und Instandsetzung offiziell dort eroeffnet. Heute werden dort Kinder aus den umliegenden Favelas betreut, man spielt mit ihnen Theater und Pantomime, bastelt, singt oder macht kleine Ausfluege und unterrichtet sie in wichtigen Dingen fuer das Leben, wie z. B. Sicherheit auf den Strassen. Die Kinder sind zwischen 6 und 16 Jahren alt und stammen aus den Armenvierteln, den Favelas (Slums) rund um Santa Teresa. Man versucht ihnen hier Halt und Zuwendung zu geben, was ihnen in den meisten Faellen zu Hause fehlt. Sie werden oft den ganzen Tag alleine gelassen, niemand kuemmert sich, weil die Muetter entweder arbeiten muessen oder sich nicht fuer ihre Kinder interessieren, teilweise, weil sie einfach ueberfordert sind. Vaeter gibt es oftmals gar nicht, jedenfalls sind sie nicht praesent, weil ihnen nach dem Zeugungsspass in den meisten Faellen der Spass vergeht.

Freitags war ich dann mit der ganzen grossen Gruppe 6 bis 14-jaehriger Kinder - 37 waren es - in einem kleinen Museum von Benjamin Constant (u. a. Gruender einer Blindenschule fuer Kinder). Natuerlich war ich nicht allein, sondern mit 4 weiteren brasilianischen Betreuer/innen und einer deutschen Volontaerin. Es war ein richtig schoener Nachmittag und ich habe selten so aufgeschlossene Kinder erlebt. Viele sind sehr wissbegierig und stellen mir Fragen von "wie kalt ist es in Deutschland" bis "hast du einen Mann und Kinder" oder "willst du in Brasilien bleiben". Sie sind sehr anhaenglich und suchen oft Koerperkontakt und strahlen trotz ihrer Armut unglaublich viel Lebensfreude aus. Da fragt man sich, worueber und warum wir uns eigentlich noch beklagen koennten... Groesstenteils sind es Maedchen, die zu diesen Gruppen kommen, die Jungen sind schwerer aus ihrem Milieu herauszulocken, da die Drogenkommandos sie schon mit 5 oder 6 Jahren in ihre Kreise als "Kuriere" oder "Soldaten" fuer ihre zerstoererischen Machenschaften locken. Aber dieser erste Nachmittag war fuer mich eine wunderbare Erfahrung und ich freue mich darauf, mehr zu geben, um diesen kleinen Schaetzen eine Basis fuer ein gutes Leben zu ermoeglichen.

Am Wochenende haben wir enfach nur das Leben in Rio bzw. Santa Teresa genossen. Freitagabend ging es los mit "Samba da Rua" vor der "Bar Gomes" in Santa Teresa, in der Naehe unseres Hauses. Dort trifft man sich dann bei Samba mit einer "Bateria" (eine Samba-Trommelgruppe) auf 2 bis 20 Bier und steht noch bis in die Nacht zusammen. Dort hat mir unser Haus-Manager einige Menschen aus dem Viertel vorgestellt, es ist immer gut, viele gute einheimische Bekanntschaften oder Freunde zu haben, habe ich gelernt. So faellt man als Tourist oder Auslaender nicht auf, wenn man "wichtige" Leuten aus dem Viertel kennt und sich unter sie mischen kann, was wiederum auch fuer die eigene Sicherheit gut ist. Und wir hatten viel Spass.

Samstags waren wir in Niteroi, eine Art Ablegerstadt gegenueber von Rio auf der anderen Seite der Guanabara Bucht. Dort steht das Museum fuer zeitgenoessische Kunst "MAC", entworfen von Oscar Niemeyer, der jetzt 102 Jahre alt ist. Das Gebaeude hat wohl fast jeder schon gesehen. Innen ist es relativ unspektakulaer, aber man muss es ja mal gesehen haben.

Sonntags war Strandtag in "Barra da Tijuca", der schoenste Stadtstrand von Rio, 12 km lang, viel sauberer als und nicht so voll wie Copacabana oder Ipanema. Ausserdem ist man dort sicherer unter vielen neureichen Einheimischen, die sich hier in den letzten 10/15 Jahren Apartments und ein schoenes Leben leisten konnten. Man faehrt dort zwar 1 bis 1,5 Stunden mit dem Bus hin, aber es lohnt sich. Das Busnetz von Rio ist sowieso ein Phaenomen. Es gibt Zig-Tausende Busse und Linien, aber keinen richtigen Fahrplan oder eine Uebersichtskarte. Eine grosse Herausforderung, sich damit zurechtzufinden, wenn man nicht weiss, welcher Bus eigentlich wann, von wo aus und wohin faehrt. Alle haben Bus-Nr. und die Fahrer sind auch meist hilfsbereit, aber ich werde noch eine Weile brauchen, um meine wichtigen Strecken auswendig zu lernen.

Heute habe ich zum ersten Mal meine eigentliche Ballettgruppe getroffen, zumindest einen Teil davon. Wir haben einen Ausflug zu einem Aussichtpunkt gemacht, von wo aus man die Christus Statue auf dem "Corcovado" gut sehen konnte und eine wunderbare Aussicht ueber einen grossen Teil der Stadt hat. Leider hatte ich keine Kamera dabei, da bin ich im Moment sehr vorsichtig, weil wir auch an einigen Favelas vorbei mussten. Beim naechsten mal dann...
Ach ja, und heute morgen hatten wir wieder kleine Kapuzineraeffchen zu Gast zum Fruehstueck, das kommt oefter vor und meist sind sie mit ein paar Bananen zufrieden.

Noch kurz zum Wetter: es ist immer noch heiss mit weit ueber 30 Grad, aber das Klima bekommt mir gut. Meist haben wir abends einen laengeren, oft auch heftigen Schauer, man glaubt kaum, was hier dann an Wasser die Huegel hinabrast, letzte Woche ist ein Baum auf unsere obere Terrasse geschwemmt worden.

Morgen werde ich losgehen und ein paar Handgeraete der rhythmischen Sportgymnastik fuer meine Gruppe kaufen, damit ich mit ihnen naechste Woche ein paar Sachen ueben kann. Diese Woche steht noch an Afro-Samba-Stunde am Dienstag, in Ipanema ausgehen am Donnerstag, Barbecue am Freitag bei uns zu Hause mit dem ganzen Team und am Wochenende eine Sambaschule besuchen und wie immer STRAND.

Und ein paar Bilder der ersten Tage:
http://www.facebook.com/album.php?aid=137217&id=567959597&l=01e23c388a

Mittwoch, 20. Januar 2010

Santa Teresa, Lapa und Samba

Nach drei Tagen im neuen zu Hause habe ich mich ganz gut eingelebt, kann mir die Namen aller Mitbewohner merken und bekaempfe langsam die Unsicherheit, alleine die Umgebung zu erkunden. Bei meinem "Orientierungsgespraech" mit Ingo Duarte von Iko Poran habe ich natuerlich viele gute Tipps in Sachen Sicherheit bekommen, das meiste davon wusste ich schon, aber es ist gut, das alles nochmal zu hoeren, speziell in Bezug auf diese Umgebung. Santa Teresa ist grundsaetzlich nicht gefaehrlich, aber man muss hier schon auf der Hut sein, denn Favelas sind rundherum und es kann immer passieren, dass man von Kindern oder Jugendlichen "angesprochen" wird, die mit einem Fingerzeig auf ihre Hosentasche (Messer oder so...) etwas Geld verlangen, das man ihnen einfach geben sollte.
Ansonsten ist Santa Teresa sehr idyllisch am Berg gelegen mit schoenen alten Haeusern, kleinen, kurvigen Strassen, bergauf, bergab, weshalb man auch unweigerlich jeden Tag gutes Training fuer die Beine hat. Nach meiner Orientierung mitIngo hat er mich noch nach Lapa am Fusse der Strasse nach Santa Teresa zur Bank mit Geldautomat begleitet und mir den Supermarkt gezeigt, damit ich meine ersten Einkaeufe (wir verpflegen uns selbst) machen konnte - wer mich lange kennt, weiss es schon: Pasta, Reis, Tomaten und Peperoni und natuerlich eine wunderbare Mango und ein paar andere Leckereien. Mit meinem ganzen Zeug bin ich den Berg bei etwa35 Grad zu Fuss wieder rauf... man gewoehnt sich dran. Mit den Bussen kann ich mich noch nicht so anfreunden, ehrlich gesagt habe ich immer ein bisschen Angst, irgendwo falsch zu landen, wo es unangenehm werden koennte. Aber das wird sicher mit der Zeit vergehen, wenn ich es erstmal ausprobiert habe.
Gestern Abend waren wir mit ein paar Maedels aus dem Haus - Anna aus Polen, Patricia aus Daenemark und Ameda aus Australien - bei einer Samba Reggae Tanzstunde in Lapa. Lapa ist tags wie abends ein lebendiger und lustiger Flanier- und Partystadtteil mit vielen Nachschwaermern in Restaurants und Bars und auf der Strasse. Hier ist man relativ sicher unterwegs, am besten in einer Gruppe, und muss nur ein bisschen auf seine Umgebung und seine Tasche achten. In einer Art grossen Garage, die aussieht wie eine Mischung aus Turnhalle und kleinem Musikclub, deren Tor zur Strasse geoeffnet ist, spielte eine grossartige "Bateria" (Trommelgruppe) mit etwa 10 Mann und unser Lehrer Paquinho tanzte mit seinem Co-Vortaenzer vorne weg (zur Strasse hin) und wir alle dahinter, mehr oder weniger synchron und fluessig mit ungefaehr 10 - 15 Maedels, der Grossteil sogar Brasilianerinnen. Es war ein Riesenspass, wir haben tiiiiierisch geschwitzt (immerhin waren es noch etwa 30 Grad) und waren nach einer Stunde Samba Reggae bzw. Afro Samba fast ohne Pause richtig platt, aber gluecklich. Es war wie auf einer Buehne zu stehen, denn draussen vor der Garage blieben natuerlich viele Flaneure und Touristen stehen, um uns zuzuschauen - so habe ich es gern... das wisst ihr ja ;) Die Bateria mit ihren vielen veschiedenen Trommeln war grossartig, Du kannst da auch einfach gar nicht stillstehen, wenn direkt hinter dir solche Rhythmen dich so laut und kraftvoll durchdringen- da fuehlst du das Leben in dir vibrieren...
Das war auch mein erster Ausflug bei Dunkelheit, auch so eine Sache, mit der ich mich noch arrangieren muss. Heute Abend gehen wir dann wieder zur Samba Stunde mit Paquinho...
Danach habe ich so gut geschlafen, wie noch keine Nacht hier. An die Hitze gewoehne ich mich jeden Tag mehr, im Moment ist es aber auch richtig heftig mit etwa 38 Grad zwischen 11.00 und 15/16.00h.
Da ich gestern mit Felipe, dem Gruender und Chef von Iko Poran, zur Bank fahren konnte und dann all meine Gebuehren, Spende und Unterkunft zahlen konnte, kann ich morgen auch mit meiner Arbeit am Ballett von Santa Teresa beginnen, einer Ballettschule fuer Kinder und Jugendliche aus den Favelas rundherum. Ich bin ganz schoen aufgeregt, Gott sei Dank ist das Ballett hier ganz in der Naehe und ich kann hinlaufen.
Heute ist ein Feiertag der Stadt Rio "Dia de São Sebastião" und wir werden wohl zum Strand gehen.

Montag, 18. Januar 2010

In the heat of the night....

Gestern bin ich dann also in mein neues Zuhause in Santa Teresa fuer die naechsten 7 Wochen eingezogen.
Ich wurde von Elias, dem deutschen Haus-Manager, sehr nett in Empfang genommen. Das "Casa Amarelinha" ist ein huebsches mehrstoeckiges und verwinkeltes, altes Haus direkt an der Strasse, wo auch die alteTram von SantaTeresa "Bonde" entlang geht, jede halbe Stunde mit lautem Scheppern, aber man hoert es bald gar nicht mehr. Ganz liebevoll eingerichtet fuehlt man sich hier gleich wie bei einer Familie zu Hause.
Ich teile mir mit 3 anderen Volunteers ein Zimmer mit Bad, es ist schon seeeehr klein und bei 4 Maedels eine grosse Herausforderung sich zu arrangieren auf etwa 12 m2 zwischen 2 Etagenbetten und einem dicken alten Schrank, den ich schon gar nicht mitbenutzen kann, weil schon voll. Also verstaue ich meine Sachen alle unter dem Bett, was auch ok ist. Da ich als 3. in das Zimmer kam, waren beide unteren Betten schon belegt und ich war etwas erschrocken, als ich sah, wie hoch das Bett ist... hoeher als ich selbst... grossartig, hoffentlich komme ich da heile rauf und runter. Die Leiter scheint stabil, vor dem Schlafengehen habe ich noch dreimal rauf und runtersteigen geuebt und habe mich dann sicherheitshalber auf die Seite mit der Leiterkante gelegt, damit ich nicht rausfalle, denn wenn man an 160cm Breite gewoehnt ist, koennte man sich mal schwungvoll herumrollen und platsch......
Diese Nacht war die heisseste meines Lebens - jedenfalls die heisseste, die ich allein verbracht habe. Eingeschlafen bin ich noch halbwegs gut, aber dann gegen Morgen aufgewacht und glaubte, jetzt ersticken zu muessen, Balkontuer zu, allerdings mit Luftschlitzen, was mich beruhigte und meine Erstickungsangst bekaempfte. Etwa eine halbe Stunde habe ich mit mir gerungen, ob ich jetzt wirklich aus dem Bett steigen soll, um zur Toilette zu gehen, was fuer eine Anstrengung. Dann musste es aber sein und der Ausflug hat mich sogar etwas erfrischt, zumindest fuer etwa eine Minute, danach weiterschwitzen, und wie... da half nicht mal der Ventilator, der uebrigens fast ueber mir ist und ich daher beim aufsteigen aufpassen muss, dass er mich nicht koepft. Weil mein Nacken von dem Wind(hauch) anfing zu schmerzen, musste ich dann aber auch noch ein Tuch umwickeln, da muss man dann Prioritaeten setzen - schwitzen oder nachhaltige Nackenschmerzen - dann lieber nur und von mir aus auch mehr schwitzen, aber nicht auch noch steifen Nacken...
Irgendwie habe ich weitergeschlafen mit verwirrten Gedanken ueber das, was man so aushalten kann. Ich glaube, man kann einiges aushalten, auch zu viert auf engem Raum gemeinsam schwitzen - laecherlich - es gibt Menschen, bei denen ist das normal. Ich bin sicher, auch ich passe mich an und halte es aus, wenn ich auch letzte Nacht einmal dachte: oh mein Gott, das geht ja gar nicht. Heute sieht die Welt schon wieder besser aus. Die anderen bisher 12 Mitbewohner aus allen moeglichen Laendern sind sehr lieb und nett und hilfsbereit, wir teilen unser Schwitzschicksal tapfer und werden auch sicher noch viel Spass zusammen haben. Ich frage mich nur, wie es wird, wenn im Laufe der naechsten zwei Wochen das Haus voll wird mit etwa 25 Menschen...
Im Moment warte ich auf Felipe, den Projekt Koordinator von Iko Poran, der Organisation, bei der ich mich eingeschrieben habe. Urspruenglich um 10.00h angemeldet, wird es nun aber nach zwei Anrufen seinerseits doch eher 13.30h - daran muss man sich auch gewoehnen, dass es immer spaeter wird als angesagt....

Sonntag, 17. Januar 2010

Die Reise und das erste Wochenende in Rio

So, endlich Zeit fuer einen kleinen Bericht.
Am Donnerstag nachmittag, 14. Januar bin ich dann nach 24 Stunden endlich in Rio angekommen. Wegen des Schnee's in Frankfurt hatte sich der Flug nach São Paulo um etwa 2 Stunden verschoben, was zur Folge hatte, dass ich meinen Anschlussflug verpasste. Das wiederum hiess, das Gepaeck wieder abholen - nach 2 Stunden war es dann endlich da - und schauen, dass ich den naechstmoeglichen Flieger nach Rio nehmen konnte, wieder einchecken und zum Flieger rennen.... Weil ich aber manchmal so nett bin, habe ich noch auf Karim gewartet, den ich auch wartend am Gepaeckband traf, der auch weiter nach Rio wollte, dessen Gepaeck aber leider nicht ankam. Weil so eine Situation in einem fremden Land an einem riiiiiesigen Flughafen zu zweit leichter zu ertragen ist und ich auch nicht so allein da rumlaufen wollte, habe ich beschlossen, ihm zu helfen, die Kofferreklamation abzugeben. Wir haben dann mit einigem Stress den Flieger um 13.00h bekommen. Karim's Freundin stand da schon lange wartend am Flughafen in Rio, da sie direkt aus São Paulo schon morgens mit unseren Flieger geflogen war und nur ahnen konnte, wann ihr Freund ankommen wuerde. Gluecklicherweise war dann auch dort Karim's Gepaeck schon angekommen, weil wir so doll gebetet hatten :)
Nun gut, gerade angekommen in meinem netten kleinen Yaya Hotel in Ipanema, bin ich geich mal in einen dieser brasilianischen Schoenheitssalons "Salão de Beleza" gegangen, Details erspare ich Euch, aber das machen hier alle Frauen und Maedels regelmaessiger als wir unsere Friseurbesuche.
Danach war ich einfach nur muede, hatte ganz vergessen zu essen, also habe ich noch eine Mango und Wasser gekauft und bin dann frueh eingeschlafen, so gut das bei immer noch ueber 30 Grad ging...
Am ersten Tag habe ich mich zusammen mit einem anderen Gast - David - im Regen einen einen kleinen Entdeckungsspaziergang in Ipanema gemacht, am Strand, Einkaufsstrasse, an der "Lagoa Rodrigo de Freitas", ein grosser See oberhalb von Ipanema. Es war ein angenehmer erster Tag.
Samstags sind wir nach dem Fruehstueck gleich mal an den Strand gegangen. Und haette ich mal auf David gehoert, als er sagte, dass wir unser Lager zu nahe am Wasser aufschlagen... oder er haette energischer protestieren und mich ueberzeugen muessen... denn nach einer halben Stunde hat uns (und einige andere in unserer Reihe inklusive Einheimischer) eine heftige Welle erfasst und alles etwa 10 Meter weiter den Strand hinauf gespuelt. Resultat: aaaallllles nass, plitschnass und Handy kaputt, was sehr bloed ist, denn ich bin jetzt auch hier fuer niemanden mehr direkt erreichbar. Wir haben also alles schoen sortiert und zum trocknen ausgelegt und uns anschliessend kapputtgelacht - nach Schock kommt Hysterie .....
Ein neues Handy hier zu kriegen ist als Auslaender nicht ganz einfach, da braucht man jemanden von hier mit einer komischen Nr. - naja, das regle ich dann naechste Woche. Also keine sms schicken, ich kriege eh nix...

Abends hatte ich dann auch noch einen heftigen Sonnenbrand, weil wir nach der Ueberspuelung etwa 1 Stunde in der Sonne rumstanden... und das passiert mir, die ich immer allen predige, wie wichtig Sonennschutz ist. Heute sehe ich immer noch aus wie eine Hummerbraut und kann leider nicht an den Strand.

Heute nachmittag ziehe ich dann um nach Santa Teresa ins "Casa Amarelinha" http://www.amarelinha.cat/ , wo ich mir mit 3 anderen Volunteers ein Zimmer mit Bad teilen werde. Bin sehr gespannt. Morgen geht das Programm los und ich freue mich auf die Ballettschule und kleine Taenzerinnen.
Und ueberhaupt freue ich mich hier zu sein....
Bis demnaechst auf diesen Seiten....

Sonntag, 10. Januar 2010

Farewell Fun


Heute habe ich eine schöne und lustige Brasil-Abschiedsrunde zum Brunch mit den Freunden verbracht. Jetzt geht alles ganz schnell, aber ich habe 1000 Sachen im Kopf, die irgendwie noch erledigt sein wollen.... und von allen schnell noch ein Foto mit mir :))
Die Wohnung ist - abgesehen von meinem Reisekram der überall rumliegt - übergabefertig und sauber für meine nette Untermieterin. Morgen und übermorgen muss dann auch noch die Jobsituation übergeben werden - ein dicker Batzen... oder sieht das nur so aus? ach, bestimmt geht's dann ganz schnell.
Und hoffentlich hab ich nichts vergessen...

Freitag, 8. Januar 2010

4 Tage und der Rest von heute...

Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, hier regelmäßig meine "Brasil-Postkarten" zu schreiben, denn es gibt in den kommenden drei Monaten meines kleinen Brasil-Projektes bestimmt immer einen guten Grund, nicht an einem Rechner zu sitzen. Aber ich möchte gerne dann und wann ein Stückchen von den Erfahrungen und Erlebnissen, die mich tanzen, strahlen oder auch mal weinen lassen, mit Euch teilen.

Nun sind es noch 4 Tage und der Rest von heute, wow, und vor 7 Monaten habe ich angefangen zu zählen... es gibt noch einiges zu tun, bevor ich mich am Abend des 13. Januar im Flieger zurücklegen und deutsche Kälte und Hektik hinter mir lassen kann. Insbesondere muss ich diese lästige Bronchitis noch loswerden, damit ich in Rio die ersten Tage gleich mal entspannt einen auf "Garota de Ipanema" machen kann.

Für alle, die es noch nicht wussten: ich werde die meiste Zeit in Rio de Janeiro sein und dort an der Ballettschule von Santa Teresa als "Volunteer" helfen, Kinder und Jugendliche aus sozialen Risikoumfeldern, den "Favelas", bei ersten Tanzschritten zu begleiten, ihnen kleine und größere Tänze verschiedener Richtungen und andere schöne Dinge beizubringen, sie zu begeistern und damit hoffentlich ihren Mut, ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein für einen Weg in eine bessere Zukunft zu wecken. Das wäre die schönste aller Tanzwelten...

Eventuell gibt es ab Mitte März noch ein anderes Projekt, dazu mehr später.
In der Woche vor Karneval gehe ich 7 Tage auf eine Bootstour ca. 200 km entlang der Küste von Rio bis Paraty - ein bisschen abenteuerliches Piratenleben genießen...
Danach ist "Carnaval do Rio" - da muss auch ich Karnevalsmuffel ja nun einmal durch, wenn ich schonmal dort bin. Aber Karneval bei 30 Grad macht ja vielleicht auch mehr Spaß als bei minus 3 Grad...

Ich bin sehr aufgeregt von "oh Gott, was mach ich denn da eigentlich" bis "wie wunderbar, dass ich die Möglichkeit habe, dies tun zu dürfen". Ich freue mich auf Brasil, auf Rio, auf die Menschen, die mir begegnen werden, auf das Projekt an der Ballettschule, auf brasilianischen Fußball, auf Wärme (des Klimas und der Menschen), Sonne, Strand, Regenwald, Meer, tropische Früchte zum Frühstück, Samba, Bossa Nova............. auf dieses wichtige kleine Stück meines Lebens.